Sonntag, 29. Januar 2012

Gravitation: Alles anders, und doch bleibt irgendwie alles beim Alten



Lange musste ich nun das Schreiben aus vielerlei Gründen vernachlässigen. Auch fehlte mir die Inspiration, der Spirit (um es ein wenig esoterisch auszudrücken), um etwas brauchbares aufs virtuelle Papier zu bringen.

Doch es wird Zeit, meine Anthologie fortzuführen. Vielleicht sogar zu beenden. Mit Gravitation wird die gleichnamige Kurzgeschichte meine Anthologie fortführen oder sogar abschließen.
Einiges will ich diesmal anders machen. Vieles soll aber auch altbewährt bleiben. Wie immer wird Musik einen wichtigen Platz einnehmen.

Schriftstellerische Inspiration lieferte mir diesmal ein deutscher Autor. Michael Weins. Dieser schrieb mit Layzboy einen Roman, der beinahe schon "Japanisch" bezeichnet werden könnte. Wie ein surreales, abstraktes Gebäude, hat Weins ein Psychogramm in Form eines Romans entworfen. Führt man jedoch hauptberuflich die Tätigkeit als Psychologe aus, soll dies auch kein Wunder sein solche Elemente in seinen Geschichten wieder zu finden.

Doch was hat das alles mit meiner Geschichte zu tun? Eigentlich recht wenig. Doch mir gefallen surreale, abstrakte Gebäude. Ich will noch nicht verraten worum es genau gehen wird, aber will ich Euch schon einmal eine kleine Leseprobe bereitstellen. Diese ist selbstverständlich viel mehr ein Konzept und noch unbearbeitet.
Dennoch wünsche ich viel Spaß bei dem Prolog.

Die Leseprobe findet ihr nach dem Klick.

Jeff Buckley: Grace                                                                                                    


Leseprobe: Gravitation (Prolog)

1.
Eine kleine Einführung in meine Welt

Ich will keine tiefen Einblicke in mein Leben gewähren. Nicht, weil ich zu viele Geheimnisse habe. Ganz im Gegenteil. Ich habe keine Geheimnisse. Ich erlebte eine recht sorglose Kindheit. Aufgewachsen bin ich in sehr ordentlichen Verhältnissen, in einer noch ordentlicheren Wohngegend. Mir mangelte es nicht an elterliche Strenge, weder an ihrer Zuneigung zu mir. Mein soziales Umfeld ersetzte sogar teilweise den Fakt, das ich Einzelkind bin. Natürlich können aber Freunde keine Geschwister ersetzen. Das ist einfach unmöglich. Und ein weiterer Fakt.

Geboren bin ich im Jahr 87. Da stand die Mauer noch. Die Mauer an sich ist ein Thema, welches für mich bis Heute kaum von Bedeutung ist. Geschichtlich spielt sie einfach zu kurz nach dem zweiten Weltkrieg, der an Bedeutung gar nicht zu übertreffen ist.
Was ich sehr bereue, ist, niemals ein Instrument spielen gelernt zu haben. Nun bin ich vierundzwanzig, und ich frage mich, ist es bereits zu spät dafür? Ich bin ein großer Fan alter Rock Musik und modernem Indie-Rock. Das Potential junger Musiker ist beinahe unerschöpflich. Musik prägte mein Leben, und auch viele Jahre nach einem ganz besonderen Ereignis, hat sich das nicht geändert.
Kurz nach der Jahrtausendwende, es war an meinem vierzehnten Geburtstag, schenkte mir eine Freundin eine CD. In diesem Alter wusste ich eigentlich kaum etwas über Musik. Ich wusste nicht was gut oder was schlecht war. Hörte einfach das, was mir zu jenen Zeiten gefiel. Die CD, die mir meine Schulfreundin schenkte, war etwas, womit ich zuerst überhaupt nichts anfangen konnte. Ich wusste das sie eine große Bewunderin der Rock-Musik war. Sie war zwar genau so alt wie ich, hatte aber im Gegensatz zu mir bereits ihre Musikrichtung gefunden. Als ich das Geschenkpapier aufriss, und sie mich dabei freudig anschaute, wartend auf meine Reaktion, war ich ziemlich perplex. Der Titel der CD lautete "Grace". Der Künstler nannte sich "Jeff Buckley". Ich umarmte sie kurz nach dem ich das Cover betrachtete, und bedankte mich für das Geschenk. Sie schien überglücklich, dabei haben wir uns eigentlich nie über Musik unterhalten. Sie konnte nicht wissen, was ich gerne hörte. Ich wusste es ja selbst nicht. Im Großen und Ganzen stellt jedoch mein Vierzehnter Geburtstag das erste Highlight in meinem Leben da. Obwohl ich zu meiner Schulfreundin leider keinen Kontakt mehr habe, werden wir aufgrund ihres Geschenkes auf ewig verbunden sein.

Als ich "Grace" zum ersten mal hörte, war es, als würde ich in eine andere Welt gesogen werden. Der Sound der Instrumente und Jeff Buckleys Stimme entführten mich. Etwas vergleichbares hatte ich zu dieser Zeit noch nie gehört. Auch zehn Jahre danach gibt es für mich immer noch kein Album, welches diese Wucht übertreffen kann. Leider breitet sich während des Hörens auch immer ein Wehmut in mir aus. Grace stellt nämlich das einzige Album dar, welches Jeff Buckley je fertiggestellt hat. Noch vor der Fertigstellung seines zweiten Albums verstarb er. Er ertrank im Wolf River Harvor in Memphis, Tennessee. Er wurde gerade einmal dreißig Jahre alt. Weder zu seinen Lebzeiten, noch nach seinem Tod entgegnet man Jeff Buckley mit dem gebürtigen Respekt, den er verdient. Doch sein Nachlass ist gigantisch. Er inspirierte bis Heute, posthum, eine menge Künstler.
Und auch mich inspirierte er. Leider nicht zum komponieren eigener Musik, sondern inspirierte er mich in allen Lebenslagen. Selbst eine Geschichte zu Papier zu bringen gehört dazu.
Damals nahm ich mir vor, zu dem Song Last Goodbye, mit einem Mädchen zu schlafen. Ein naiver Traum eines in Tagträumen versunkenen Teenagers.

Nur drei Jahre später hatte die Gnade jedoch Mitleid mit mir, und schenkte mir Hoffnung. Und mit einem Last Goodbye beginnt auch meine unglaubliche Geschichte, die mir an einem heißen Septembertag an einem See widerfahren ist. Und mittlerweile liegen zwar sieben Jahre dazwischen, doch selbst ein ganzes Jahrhundert könnten diese Ereignisse in meinen persönlichen Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten lassen.

2 Kommentare:

  1. Ein toller Auftakt!
    Da fragt man sich sofort wie die Geschichte weitergeht.

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  2. Hallo Mikage.

    Ich habs gar nicht gesehen, das du geschrieben hast.
    Also bisher habe ich nur eine ganz kleine Ahnung, wie es weitergehen wird. Bildlich ist die erste Szene schon in meinen Gedanken. Nur fällt es mir so schwer, die ersten Worte zu schreiben. Dabei will ich doch so gerne.

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